Nutzen von aufgeschriebenen Anforderungen
Wie jedes Management verursacht auch das Anforderungsmanagement einen Overhead. Um auf der guten Seite des Kosten- / Nutzen-Verhältnisses zu bleiben beleuchtet das folgende Kapitel den wesentlichen Nutzen. Im Kapitel 3. sind dann "Fallen und Kostentreiber" im Fokus. Was also nutzt das systematische Management von Anforderungen?
Übersicht über das System
Dokumentierte Anforderungen erleichtern die Übersicht über ein System. Damit wird es einfacher,
- auf Vollständigkeit zu prüfen
- und das System zu strukturieren.
Wissensvermittlung
Sobald Systeme ihre Lebensberechtigung über den ersten Entwurf hinaus bewiesen haben, wird es wichtig auch über die Vermittlung des erarbeiteten Wissens nachzudenken.
Durch die gemeinsame Sprache und durch die vermittelte Übersicht sind aufgeschriebene Anforderungen für die Einarbeitung von neuen Projekt-Beteiligten der ideale Startpunkt.
Erinnerungshilfe
Auch im kooperativen Umfeld haben Verträge einen Mehrwert als Erinnerungshilfen. Aufgeschriebene Anforderungen sind in dieser Beziehung einem Vertrag sehr ähnlich – denn sie halten fest, was vereinbart war. Damit lässt sich sicher die ein oder andere Diskussion versachlichen und Frust vermeiden.
Ein zweiter wichtiger Aspekt ist, dass mit notiert werden kann,
- wer hatte den Wunsch (mit wem muss bei einer Änderung gesprochen werden) und
- warum hat sich das Team für x-y entschieden (damit muss die ein oder andere Diskussion nicht wiederholt werden).
Ankerpunkt für Abnahmetests
Als TestFirst Anhänger suche ich natürlich immer nach Ankerpunkten für Abnahmetests. Abnahmetests helfen hier schon vor jeglicher Realisierung, wichtige Anforderungsdetails zu konkretisieren.
Die Forderungen nach Abnahmetests als integralem Bestandteil helfen dabei,
- dass Anforderungen vom Verantwortlichen nochmals durchdacht werden,
- dass Anforderungen damit ein erstes Mal validiert werden,
- die Auswirkung einer Anforderung nochmals konkret zu beschreiben.
Last but not least – Abnahmetests sind für die gesamte Systemlebensspanne als Regressionstests wichtig.
Erklären um nachzudenken
Ich mache bei mir oft die Erfahrung, dass schon längst verstanden geglaubte Zusammenhänge plötzlich gar nicht mehr so stringent logisch aufgebaut sind, wenn ich mit der Aufgabe konfrontiert bin, diese einem dritten zu erklären. In solchen Situationen verändert sich regelmäßig das Bild in meinem Kopf. Nach meiner Beobachtung tritt so ein ähnlicher Effekt auch beim Aufschreiben von Anforderungen auf. Ein Teil des Widerwillens gegen die Dokumentation von Anforderungen liegt sicher in dieser Denkarbeit begründet – und zeigt gleichzeitig auch die Notwendigkeit.